Inhalte und Zielpublikum
In dieser Lehrveranstaltung wird in die linguistisch orientierte analytische Sprachphilosophie des 20. Jahrhunderts aus Sicht der Linguistik eingeführt. Wir besprechen und lesen Frege, Russell, Davidson, Kripke, Montague, evtl. Wittgenstein oder Grice, und ein paar Opponenten der Genannten. Ich bin kein Philosoph, und ich täusche auch nicht vor, einer zu sein. Ich versuche den Teilnehmenden nur näherzubringen, wie stark Teile der Linguistik (z.B. die formale Semantik) aus der Sprachphilosophie entstanden sind.
Die Veranstaltung ist für alle fortgeschrittenen Studierenden der Linguistik, der Germanistik und des Lehramtsstudiums Deutsch (Sek 2) geeignet. Außer guten Grammatikkenntnissen sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Eine kurze Einführung in die Logik und ein Einblick in die formale Semantik werden im Seminar gegeben und sind keine Voraussetzung. Für Philosophiestudenten ist dieses Seminar nicht oder nur bedingt geeignet, weil es nicht das der Philosophie angemessene Niveau erreichen kann.
Wichtig: Wir beginnen mit der Lektüre von ca. 200 Seiten aus einer Einführung in englischer Sprache (Lycan: Philosophy of Language). Sie müssen Englisch lesen können. Im Anschluss lesen wir ausgewählte Texte von Sprachphilosophen oder Ausschnitte daraus. Sie benötigen eine gewisse Frustrationstoleranz beim Lesen widerspenstiger Texte. Sobald Sie versuchen, LLMs (z.B. ChatGPT) einzusetzen, anstatt die Texte zu lesen und zu verstehen, können Sie es gleich bleiben lassen. Im Seminar werden zudem Diskussionsformen und Hausaufgaben eingesetzt, die es unmöglich machen, mit LLMs erfolgreich zum Abschluss zu kommen.
In der Abschlussklausur (Staatsexamen) müssen Sie einen der Texte diskutieren und in Bezug zu den anderen Texten setzen. Sie erhalten dazu in der Prüfung zwei Texte zur Auswahl, sodass Sie z.B. zwischen Frege und Kripke wählen können.
Zur Vorbereitung
Sie können sich zur Vorbereitung folgende zum Einstieg sehr gut gemachte Videos des Kollegen Jeffrey Kaplan ansehen. Die sind wirklich inhaltlich gut und dabei unterhaltsam, und sie sind alle für das Seminar relevant.
- John Stuart Mill – one minor mistake
- The Compositionality of Language explained
- Gottlob Frege – On Sense and Reference
- Naming and Necessity by Saul Kripke
- Saul Kripke’s Causal Theory of Names
- What are Possible Worlds?
- “Proper Names” by John Searle
- Why do philosophers use *imaginary* examples and counterexamples?
- How to Read Philosophy
Links zu den Materialien
Folien
Lektüre
Das Passwort gibt es im Seminar. Weitere Downloads werden zeitnah zur Verfügung gestellt. Bedenken Sie bitte, dass wir jeweils nur vorher festgelegte Abschnitte der Texte lesen, in der Regel aber immer auch die Anfänge der Texte.
- Lycan Kapitel 1–3, Lycan Kapitel 4–6, Lycan Kapitel 7–10
- Frege: Über Sinn und Bedeutung
- Kripke: Naming and Necessity
- Davidson: Truth and Meaning
- Montague: English as a Formal Language
- Montague: The Proper Treatment of Quantification in Ordinary English (PTQ)
Basislektüre zum Seminar
- Lycan, William G. 2019. Philosophy of Language: A Contemporary Introduction, 3rd edition. Routledge. [Link]
- Partee et al. Mathematical Methods in Linguistics. Kluwer [Download]
- Optional: Morris, Michael. 2006. An Introduction to the Philosophy of Language. Cambridge: CUP. [Link]
Seminarplan
7. April | Diskussion und Einführungsvortrag
14. April | Ausfall
[Ostern]
28. April | Vortrag: Mengen/Funktionen / Lektüre: Lycan Kapitel (1 und) 2
5. Mai | Vortrag: Aussagenlogik / Lektüre: Lycan Kapitel 3 + 4 (S. 45–55)
12. Mai |Vortrag: Prädikatenlogik / Lektüre: Lycan Kapitel 5
19. Mai | Übungen: Logik / Lektüre: Lycan Kapitel 8 und 9
26. Mai | Vortrag: Typen und Lambdas / Lektüre: Lycan Kapitel 10
2. Juni | Übungen: Typen und Lambdas / Lektüre: Frege
[Pfingsten]
Nachholsitzung | Lektüre: Kripke
16. Juni | Lektüre: Davidson
23. Juni | Lektüre: Montague 1
[Dienstreise]
7. Juli | Lektüre: Montague 2